Pressemitteilung zur Verkehrsunfallstatistik 2020 der Polizei Starnberg

Pressemitteilung Starnberg

Radler*innen leben gefährlich im Landkreis Starnberg

Im Jahr des Corona-„Lockdown“ ist die Anzahl der Radfahrten stark angestiegen. Bei Vorlage der Verkehrsunfallstatistik wurde jetzt festgestellt, dass die Zahl der polizeilich aufgenommenen Unfälle mit Fahrradbeteiligung um 40 % angestiegen ist. Dies ist für den ADFC eine alarmierende Entwicklung. Ebenfalls wurde ein großer Anteil an Alleinunfällen mit dem Fahrrad oder Pedelec ausgewiesen.

Der ADFC weist in diesem Zusammenhang auf eine hohe Dunkelziffer hin, da viele Stürze mit leichten Folgen in der Statistik nicht auftauchen. Für die Betroffenen bedeutet ein Sturz trotzdem Verletzungen und Sachschäden.

Im gleichen Zeitraum ist mit dem Rückgang der Fahrten mit motorisierten Vehikeln die Anzahl der Blechschäden gesunken. Dies ist zu begrüßen. Während also weniger motorisierter Individualverkehr auf unserem großzügig ausgebauten und gepflegten Straßennetz zu mehr Fahrsicherheit führt, bedeutet eine Steigerung der Fahrtenanzahl mit dem Fahrrad eine deutlich erhöhte Gefährdung der Verkehrsteilnehmer.

Die lakonische Feststellung der Ursachen: Falsche Fahrbahnnutzung, überhöhte Geschwindigkeit und Mitschuld durch Fahrverhalten der Radfahrenden greift hier zu kurz.

Schon bei der Radverkehrsanhörung am 2. Februar 2021 im Landtag hat die ADFC-Landesvorsitzende, Bernadette Felsch klargestellt, dass „sogenannte Alleinunfälle meist durch Schlaglöcher, Verschmutzungen, falsch geparkte KFZ oder unerwartete Hindernisse auf zu engen Radwegen verursacht werden, denn Rad- und Fußverkehr werden bei Planungen und Instandhaltungsmaßnahmen viel zu häufig vergessen, obwohl sie besonders vulnerabel sind.“

Dies deckt sich auch mit den Erfahrungen des ADFC Starnberg, der seit Jahren auf die Lücken und Mängel im Alltagsradroutennetz hinweist.

Anton Maier, Kreisvorsitzender des ADFC: „Mehr Radler/innen bauen nicht zwangsläufig mehr Unfälle, wenn diese auf eine gute, leistungsfähige Fahrradinfrastruktur treffen.“

Der Landkreis Starnberg wird sehr stark von erholungssuchenden Radlern/innen besucht, die ihre Fahrten am Wochenende zu den attraktiven Ausflugszielen an den Seen durchführen. Konflikte mit zu Fuß Gehenden und hoher Parkdruck sind die Folge.

Dieser Nutzung ist das Straßen- und Radwegenetz im Landkreis seit Jahren nicht mehr gewachsen und Abhilfe ist mittelfristig nicht in Sicht. Im Gegenteil: Wo im Alltagsradroutennetz eine Hauptradroute zwei oder mehr Gemeinden durchquert,+ kommt hinzu, dass die Gemeinden unterschiedlicher Ansicht über Führung, Oberflächenqualität, Winterdienst usw. sind und den Ausbau der Wege blockieren. Möglicherweise entfallende Stellplätze oder für mehr Sicherheit erforderliche Tempobegrenzungen können in den Gemeinden nicht durchgesetzt werden. Meist verhindert die unklare oder geteilte Zuständigkeit für den Radverkehr aber auch einzelne Grundstückseigentümer*in den Radwegebau. Radfahrende fahren weiter Umwege, Gehwege oder Umfahrungsstraßen, um an ihr Ziel zu gelangen, oder verzichten auf das Radfahren, weil die Überschrift für den Landkreis zutreffend ist: Radler/innen leben gefährlich.

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